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5 Minuten DaF

Prof. Dr. Hermann Funk beantwortet 10 Fragen anlässlich der Veröffentlichung des brandneuen Das Leben.

 

von Vangelis Koukidis

 

5minDaF LOGO1

1. Das Lernen und das Lehren der deutschen Sprache ist seit Jahrzehnten mit Ihrem Namen verbunden. Wann und wie haben Sie gemerkt: „Das ist meine Leidenschaft, dem will ich mich in meinem Leben widmen“?

Nach meinem Studium der Fächer Geschichte und Englisch für das Lehramt an Gymnasien in den 70er Jahren war es nicht so einfach, eine Stelle in der Schule zu bekommen. Auch für Historiker war der Arbeitsmarkt nicht gerade groß. Gleichzeitig gab es einen großen Bedarf an Lehrkräften in der Erwachsenenbildung für Migrantinnen und Migranten. Nachdem ich als Englischlehrkraft angefangen hatte, hat es mir einfach Spaß gemacht in diesem Kontext Deutsch als fremde Sprache zu unterrichten. Mich hat von Anfang an aber auch die Forschung in diesem Bereich interessiert. Die Frage nach dem Unterricht: „Kann man das besser machen?“ beschäftigt mich bis heute.

 

Funk0012. Sie haben sich im Laufe Ihrer Karriere mit ganz unterschiedlichen Sachen beschäftigt, fast immer war aber der Faktor „DaF/DaZ“ präsent. Welche ist bzw. war dabei Ihre Lieblingsaufgabe und warum?

Ja, das ist richtig. Ich habe am Anfang so unterschiedliche Zielgruppen unterrichtet wie amerikanische Soldaten oder Maurer in deutschen Berufsschulen. Sehr bald kam dann an der Universität die Fortbildung von DaZ-Lehrkräften hinzu. Da haben mir die Ausbildung als Lehrkraft und das Referendariat geholfen. 1998 haben wir in Kassel den ersten DaF-Masterstudiengang im deutschsprachigen Raum gegründet und damit die Ausbildung von DaF-Lehrkräften systematisiert. Meine „Lieblingsaufgabe“ ist und bleibt die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. Dabei hat geholfen, dass ich den Kontakt zu Schulen und Unterricht auch während meiner Jahre in der Professur in Jena immer gepflegt habe. 

 

3. Und womit beschäftigen Sie sich heute hauptsächlich?

Zu Beginn des Wintersemesters 2019/2020 bin ich aus dem Lehrstuhl ausgeschieden. Zusammen mit Christina Kuhn leite ich weiter die „Arbeitsstelle für Lehrwerkforschung und Materialentwicklung ALM)“ am „Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache & interkulturelle Studien“ in Jena. Ich nehme an Deutschlehrertagungen in aller Welt teil. Als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Auslandsschulen habe ich mehr als früher die Gelegenheit, Schulen und Unterricht zu besuchen, zuletzt vor einigen Wochen in Istanbul. Wir arbeiten in einer Arbeitsgruppe des Beirats derzeit am „Gesamtkonzept Sprachliche Bildung“, das noch 2020 veröffentlicht werden soll.

 

4. DaF - und DaZ - erleben in den letzten Jahren eine beeindruckende Blütezeit. Welche wird Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren die wichtigste Herausforderung für DaF im Ausland bzw. für DaF/DaZ im Inland sein?

Weltweit und in Deutschland lernen derzeit mehr Menschen Deutsch als noch vor fünf Jahren – entgegen aller Prognosen. Das hat vor allem mit den Migrationsentwicklungen und mit dem Zuwanderungsgesetz zu tun. Es gibt aber auch regionale Einbrüche. In Mittel- und Osteuropa ist Deutsch als erste Fremdsprache weitgehend verschwunden. Auch in Westeuropa sind die Zahlen im Schulbereich rückläufig. Das hat mit teilweise kurzsichtigen Entscheidungen nationaler Bildungsministerien zu tun. Es bleibt eine Herausforderung, das dumme Wort vom Deutschen als einer schweren Sprache zu widerlegen. Wenn deutsche Journalisten über DaF/DaZ schreiben, fehlt dieser Hinweis selten. Er sagt mehr über die Journalisten als über die deutsche Sprache aus.

 

5. Sie sind eine Person, die sowohl für Deutschlehrer als auch für Deutschlerner viel geleistet hat, und Sie machen unaufhaltsam weiter. Welche sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Anforderungen für jede der beiden Gruppen im heutigen DaF/DaZ-Universum?

Die Aufgaben für DaZ und DaF-Lehrkräfte unterscheiden sich nicht so wesentlich, wie manche Kolleginnen und Kollegen behaupten. Guter DaF- und guter DaZ-Unterricht sehen sehr ähnlich aus. Es geht darum, Lernerfolge zu erreichen und sie für die Lernenden spürbar zu machen, die Lernenden in eine aktive und nicht in eine reaktive Rolle zu bringen. Eine wichtige Aufgabe von Aus- und Fortbildung ist und bleibt es, Lehrkräfte auf einen entspannten und effektiven Umgang mit digitalen Medien vorzubereiten.

 

6. Deutschunterricht und Digitalisierung: da zählen Sie von Anfang an zu den Vorreitern. Von (analogem) Video und Audio, über Whiteboards bis hin zu Smartphone-Apps für die Lernenden und BYOD-Anwendungen. Hat man den Gipfel erreicht? Ist man nah dran? Oder hat man noch viel zu erwarten?

Menschen haben zu allen Zeiten die Medien genutzt, die ihnen zur Verfügung standen um zu lernen. Von den Schallplatten zu Lehrwerken in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts über Tonbänder, Audio- und Videokassetten, bis zu den digitalen Medien, die seit etwa 20 Jahren genutzt werden. Es gab dabei immer „Entwicklungssprünge“: Das Sprachlabor, die Audio-Kassetten, der Computer, das Internet. Das iPhone gibt es erst seit 12 Jahren, Tablets seit 10 Jahren. Es wird weitere Entwicklungen geben, die wir jetzt ebenso wenig voraussehen, wie wir die vielfältigen Potenziale der Smartphones vorhergesehen haben. Solche Entwicklungen sind ein Kontinuum. Das wird sich nie ändern. Was wir erwarten können, ist dass sich die funktionale Kommunikation besonders im A1 und A2-Bereich, also für Anfänger, durch die sich rasch entwickelnden Übersetzungs-Apps stark verändert. Ein anderes Beispiel: „nach dem Weg fragen“ ist eigentlich durch die digitalen Assistenzsysteme mit GPS überflüssig geworden. Auch das „Einkaufen“ geschieht immer mehr digital unterstützt. Hier ändern sich gerade Themen und sprachliche Handlungen der Grundstufenlehrwerke und Sprachunterricht wird sich in der Folge stärker bildungssprachlichen Anforderungen öffnen müssen. Die Bedeutung einer mehrsprachigen Bildung wird dadurch aber nicht reduziert. Es kommen neue, veränderte und erweiterte Aufgaben hinzu.

 

7. "Deutsch lernen müssen" im Vergleich zu "Deutsch lernen wollen". Wie klein ist auf globaler Ebene die zweite Gruppe? Spielt die Lust am Lernen in der heutigen Gesellschaft noch eine Rolle?

Die Motivation, sich mit einer fremden Sprache und Kultur auseinanderzusetzen ist im Prinzip immer Teil unserer Neugier als Grundausstattung des Menschen. Englisch lernt man meist aus funktionalen Gründen, seltener aus Lust darauf, eine andere Kultur kennenzulernen. Bei zweiten und dritten Sprachen ist das anders. Aus den Motivationsstudien wissen wir aber: Fremde Kulturen, Musik und Menschen aus anderen Kulturkreisen können wichtige Motivationsfaktoren sein. „Lernen müssen“ bringt uns nicht sehr weit. Die Zunahme der Lernendenzahlen von Erwachsenen sind ein Beleg für diese Motivation. Mit Zahlen ist das schwer zu fassen. Aber es ist in Kursen beobachtbar.

 

8. Sie haben als Autor von DaF-Lehrwerken eine lange Vergangenheit. Können Sie eins davon als Ihr "Lieblingswerk" bezeichnen, und warum?

Schwer zu sagen. Mit jedem Lehrwerk waren neue Herausforderungen und Innovationen verbunden. „Deutsch aktiv“ war 1979 das erste kommunikative und handlungsorientierte Lehrwerk, „Eurolingua Deutsch“ in den 90er Jahren ist nach wie vor in Bezug auf die Lehrwerktexte mein Lieblingslehrwerk. Viele der Texte und Lieder könnten wir heute aus rechtlichen Gründen in Lehrwerken leider gar nicht mehr verwenden. Kein Lehrwerk war so innovativ wie „studio d“ 2005: Ein A1 Video, eine digitale Lehrerhandreichung mit Datenbank und Volltextsuche und eine Whiteboard-Version waren damals neu und wurden für andere Lehrwerke zum Vorbild.

 

9. Im Februar 2020 ist im Cornelsen-Verlag ihr neues Lehrwerk „Das Leben“ erschienen, das wir als Nachfolger der „studio d/21“-Serie ansehen. Was würden Sie im neuen Lehrwerk als besonders interessant herausstellen?

Im Moment sprechen einige DaF-Verlage gern von einer „neuen Lehrwerkgeneration“ und von „neuem Lernen“. Ich bin da vorsichtiger. Ob ein Werk für eine „neue Lehrwerkgeneration“ steht, kann man erst mit zeitlichem Abstand beurteilen. Ein „neues Lernen“ gibt es eigentlich nicht. „Das Leben“ setzt sicher einige neue Maßstäbe in Bezug auf die Integration digitaler Medien in den Unterricht, die Klarheit sprachlicher Zielaufgaben und in Bezug auf die Vielfalt einer aktuellen Landeskunde schon im Anfangsunterricht. Hinzu kommt ein sehr professionelles und vielseitiges Video-Angebot auch durch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Welle. Wir heben die traditionelle Teilung von Wortschatz- und Grammatikarbeit zugunsten eines integrierten Ansatzes auf und nutzen dabei den großen Korpus des DUDEN für eine systematische Spracharbeit. Natürlich sind wir gespannt darauf, wie Lernende und Lehrkräfte darauf reagieren. Die ersten Reaktionen der Fachwelt waren sehr positiv.

 

10. Welchen Rat würden Sie einem unerfahrenen DaF-Lehrenden geben, der sich noch am Anfang seiner Karriere befindet?  

Der wichtigste Rat ist vielleicht, Einseitigkeiten zu vermeiden. Geschlossene, einseitige Methoden, wie der audiolinguale Ansatz und manche sog. „alternative“ Methoden sind schnell wieder verschwunden, weil sie die vielfältigen menschlichen Lernpotenziale ignorierten. Mit manchen Apps wird das auch passieren. Mit anderen Lehrkräften zu kommunizieren, offen zu bleiben gegenüber Veränderungen und genau hinzuschauen, was Lernende vorwärtsbringt und was sie mögen, etwas Neues auszuprobieren – diese Einstellungen sind für die persönliche Weiterentwicklung unverzichtbar. Aus- und Fortbildung kann dazu beitragen.

 

Mehr über das Autorenteam von „Das Leben“

Lehrwerke von Prof. Dr. Hermann Funk: Das Lebenstudio [express]studio [21]

Bild: Cornelsen/Michael Miethe

Immer mehr, immer besser!

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