Spiros Koukidis im Gespräch mit seinen Söhnen Vangelis und Nikos anlässlich seines 70. Geburtstags.
von Nikos und Vangelis Koukidis
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Spiros Koukidis im Gespräch mit seinen Söhnen Vangelis und Nikos anlässlich seines 70. Geburtstags.
von Nikos und Vangelis Koukidis
1. 1979 hast du ein Sprachzentrum für Deutsch gegründet, das sich nach allgemeiner Ansicht zur besten Sprachschule für DaF in der Erwachsenenbildung in Athen entwickelt hat. Wie hat alles begonnen? Wie waren die ersten Jahre? Wie haben sich die Dinge entwickelt?
Der einzige Ort, wo in der damaligen Zeit ausschließlich Deutschunterricht angeboten wurde, war das Goethe-Institut. 1979 wurden dann auf einmal fünf Sprachschulen nur für Deutsch eröffnet, eine davon war unsere, und es ist die einzige, die heute noch blüht und gedeiht. Danach haben verschiedene Fremdsprachenketten die deutsche Sprache für sich „entdeckt“ und gleichzeitig auch viele mehrsprachige Sprachzentren in größeren Stadtteilen. Die heutige Lage ist mehr oder weniger allen bekannt. Was uns betrifft, so sind wir im Lauf der 40 Jahre unserer Existenz vom anfänglichen Standort nahe am Stadtzentrum ein paar Jahre später in größere Räume umgezogen, wo wir in manchen Jahren über 1000 Kursteilnehmer٭innen hatten, und von dort an unseren heutigen, sehr zentralen Standort, aber wir sind immer im Athener Stadtzentrum geblieben. Der nächste Schritt wird vielleicht die allmähliche Umwandlung eines Teils unserer Kurse in Online-Kurse sein.
2. Welches waren die Prinzipien, auf die sich die Sprachschule vom ersten Moment ihres Betriebs an gestützt hat?
Unser erstes Anliegen war, Kinder, Jugendliche und Erwachsene nicht in einem Kurs zu mischen, sondern jeder Altersgruppe den passenden Unterricht anzubieten. Aufgrund unseres Standorts haben wir uns dafür entschieden, uns ausschließlich der Erwachsenenbildung zu widmen, natürlich mit der geeigneten Methode und dem passenden Tempo, den geeigneten Lehrbüchern und vor allem mit gut ausgebildetem und gut koordiniertem Lehrpersonal. Ich glaube, all das hat uns dabei geholfen, uns dauerhaft von den anderen zu unterscheiden und Kursteilnehmer٭innen zu haben, welche die deutsche Sprache wirklich gut und gern lernen. Unser Ziel war es nie, möglichst viele Kursteilnehmer٭innen zu haben, sondern den Kursteilnehmer٭innen, die wir haben, das Beste zu bieten.
3. Du bist aber nicht nur Lehrer, sondern auch Autor. 1985 wurde die inzwischen legendäre „blaue Grammatik“, das erste Buch des Praxis-Verlags, zum ersten Mal veröffentlicht. Welcher Hintergedanke hat zur Veröffentlichung dieses Buches geführt?
In Fortsetzung des bereits Gesagten möchte ich anmerken, dass man damals beim Übergang von der audiovisuellen zur kommunikativen Methode die geeigneten Lehrreihen an den Fingern einer Hand abzählen konnte und dass es an allgemeinen Hilfsmaterialien ganz fehlte. So habe ich das Lehrtalent mit dem schriftstellerischen Talent vereint – seit klein auf hat es mir Spaß bereitet zu schreiben – und habe fast von null an für unsere Kursteilnehmer٭innen mit den damals spärlichen technischen Mitteln maschinengeschriebene und mithilfe eines Hektografen verfielfältigte College-Notizen erstellt. Von da an war die Herausgabe eines Grammatikbuches für alle Niveaustufen eine Frage der Zeit. Der Verlag „Praxis“ hat also seinen Namen von einem Buch bekommen, das die Theorie in der Praxis übt und alle Fragen der Nutzer beantwortet, also eine „Lernergrammatik“ wie die deutsche Ausgabe des Buches heißt, die vor wenigen Jahren für den internationalen Markt veröffentlicht wurde. „Die große deutsche Lernergrammatik“, die nach allgemeiner Ansicht ein festes Referenzwerk für alle ist, die sich mit der deutschen Sprache beschäftigen – Lehrende oder Lernende – war der erste Schritt. Es folgten ein paar Wortschatzbücher, etwas bis dahin ebenfalls Unbekanntes, und von da an folgte das eine Buch dem anderen, was dazu führte, dass der Praxis-Verlag allmählich von den 25 qm des ersten Büros in die 120 qm in der Amerikis-Straße umzog und sich jetzt seit ungefähr zehn Jahren auf 500 qm im Stadtteil Gazi in der Elasidon-Straße befindet.
4. Was hat der Praxisverlag in die Welt des DaF-Unterrichts gebracht, das wirklich neu ist?
Der rasante Anstieg der Deutschlerner٭innen in den 90er Jahren in Kombination mit der Neigung der griechischen Lerner٭innen, ihr Wissen auf dem jeweiligen Niveau offiziell bestätigen zu lassen, indem sie an den gängigen Prüfungen zertifizierter Träger teilnehmen, hat uns dazu bewogen, entsprechende Lehrbücher zu konzipieren. Ich glaube, hier ist, kombiniert mit der Einführung des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen zu Beginn der 2000er-Jahre, die bedeutendste Innovation geschehen: Die einfachen Hilfsmittel der ersten Jahre haben sich zu Lehrmethoden weiterentwickelt. Ich glaube, dass das Modell des – nennen wir es mal so – „Praxis-Konzepts“, das von Anfang an die Gewöhnung an die Prüfung mit dem gleichzeitigen Durchnehmen und Üben des Lehrstoffs in allen vier Fertigkeiten (Lesen, Hören, Schreiben, Sprechen) kombiniert, indem es das notwendige Grammatik- und Wortschatzwissen des jeweiligen Niveaus festigt, unser wichtigster Beitrag im Bereich des DaF-Unterrichts ist.
5. In all diesen Jahren hast du mit zwei großen deutschen Verlagen zusammengearbeitet. Was möchtest du von dieser Zusammenarbeit behalten?
Die langjährige Zusammenarbeit mit dem Langenscheidt-Verlag, die gezwungenermaßen beendet wurde, als Langenscheidt wegen Misswirtschaft in Konkurs ging, – das kann auch in Deutschland passieren – hat mich in allen Bereichen Vieles gelehrt, vor allem in den ersten Jahren, in denen ich noch nicht die jetzige Erfahrung hatte. Herr Dr. Herbert Bornebusch, der die Abteilung „Deutsch als Fremdsprache“ virtuos leitete, gab mir die Gelegenheit, viele hochqualifizierte Verlagsmenschen kennenzulernen, allen voran Herrn Dr. Hermann Funk, mit dem sich, so wollte es das Schicksal, unsere beruflichen Wege erneut kreuzten – auf persönlicher und freundschaftlicher Ebene waren wir immer in Kontakt – als vor sieben Jahren unsere Zusammenarbeit mit dem Cornelsen-Verlag begann. Diese Zusammenarbeit nahm ihren Anfang an einem Zeitpunkt, als der Praxis-Verlag erfahrener war, und entwickelt sich auf einer für beide Seiten vorteilhaften Basis. Wir lernen einfach voneinander in einem Umfeld gegenseitiger Wertschätzung und gegenseitigen Verständnisses. Es ist einerseits für uns sehr interessant zu beobachten, wie ein Koloss wie Cornelsen – der wohl größte Bildungsverlag in Deutschland – funktioniert, und andererseits für Cornelsen zu sehen, auf welche einfache und flexible Art und Weise wir unsere Ideen in die Praxis umsetzen, indem wir die überschaubare Größe unseres Unternehmens und den damit verbundenen absoluten Fokus auf nur einen Gegenstand, eben DaF, ausnutzen.
6. Seit 1979 hat sich weltweit eine Menge geändert. Wie hast du diese Änderungen aus praktischer Sicht erlebt?
Ihr bezieht euch wahrscheinlich auf die technologische Revolution. Einen Computer hat sich die Sprachschule, wenn ich mich recht erinnere, im fünften Betriebsjahr angeschafft. Für die erste Ausgabe der „blauen“ Grammatik habe ich eine elektronische Schreibmaschine benutzt, die modernste der damaligen Zeit, auf der man die zuletzt eingegebenen 256 Zeichen löschen konnte. Der gigantische Fortschritt der Informationstechnologie erlaubt uns mittlerweile Wunder zu vollbringen, nicht nur was das Verlagswesen betrifft, sondern auch im Bereich des Marketings und Managements. Zum Glück habe ich sowohl euch beide an meiner Seite als auch eure Mutter für den gestalterischen Teil der Arbeit. Ihr zusammen öffnet mir die Augen und helft mir auf meinem Weg. Das nennt sich „Familienunternehmen“.
7. Viele Jahre lang warst du Leiter der deutschen Abteilung an zwei großen Privatschulen. Wie sehr unterscheidet sich der Unterricht für Erwachsene von dem für Kinder und Jugendliche?
Der Unterricht unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht, insbesondere im jungen Alter. Die Kinder lieben das Spiel und finden immer etwas Unterhaltsames am Unterricht, während man bei den Erwachsenen einen viel direkteren Kontakt zu ihrer Realität hat und sich mit ihnen bindet, auch auf persönlicher Ebene. Es ist genauso spannend Erstklässler zu unterrichten wie jugendliche Anfänger oder vielmehr Erwachsene. Wenn man gut qualifiziertes Lehrpersonal hat, geeignete Lehrreihen benutzt, das Unterrichtstgempo richtig dosiert und seine Augen und Ohren nicht verschließt, läuft alles nach Plan. Alles ist eine Sache der richtigen Annäherung an den Arbeitsgegenstand.
8. Welche Änderungen, glaubst du, bringt die Zukunft für den Fremdsprachenunterricht und das damit verbundene Verlagswesen mit sich?
Da es fast selbstverständlich ist, dass der technologische Fortschritt immer schneller voranschreiten wird, wage ich nur eine Vorhersage: Der Unterricht wird immer „intelligenter“ werden. Das gedruckte Buch wird immer notwendig sein, aber es wird Formen annehmen, die wir uns im Moment noch gar nicht vorstellen können. Erforderlich werden immer auch die Lehrer٭innen sein, denn wer lernt, der braucht Anleitung. Wenn wir nun an einen Punkt ankommen, an dem die Fremdsprachenkenntnisse zusammen mit dem übrigen Wissen mit einem Mikrochip ins Gehirn eingepflanzt werden, dann sollten wir uns überlegen, wer diese Inhalte vorbereiten wird. Die qualitativen Merkmale eines guten Fremdsprachenunterrichts waren früher aufgrund der zur Verfügung stehenden Mittel begrenzt. Mittlerweile sind die Mittel unbegrenzt und wir als Lehrer٭innen müssen doppelt vorsichtig sein und uns nicht damit begnügen, dass die zusätzlichen Mittel ausreichen, um das Ziel leichter und qualitativ besser zu erreichen. Die Sprache fängt beim Menschen an und endet wieder bei ihm. Das wird sich nie ändern.
9. Gibt es Kursteilnehmer٭innen und Mitarbeiter٭innen, an die du dich immer noch erinnerst und erinnern wirst?
Natürlich! Namentlich werde ich nur meine Ehefrau und eure Mutter, Elena, nennen, die ich als Schülerin das erste Jahr in der Sprachschule hatte. Abgesehen davon gäbe es kein Ende, wenn ich mit Geschichten im Sinne von „Als ich Lehrer war …“ anfangen würde, würde es so enden, wie wenn Männer über ihren Militärdienst sprechen. Meine Arbeit war in all den Jahren alles andere als langweilig. Ich freue mich, dass ich immer noch regelmäßig frühere Kursteilnehmer٭innen und Mitarbeiter٭innen treffe.
10. Inzwischen haben wir beide das Ruder der Sprachschule und des Verlags übernommen. Welchen Rat gibst du uns?
Eure Mutter und ich betrachten euch mit Stolz und gleichzeitig wundern wir uns über die erstaunlich produktive Art und Weise, wie ihr zusammenarbeitet und euch gegenseitig ergänzt. Sicher lebt ihr in einer Zeit, die nicht nur mehr Möglichkeiten, sondern auch mehr Herausforderungen als vor 20, 30 Jahren bietet – und mehr Gefahren birgt. Ich finde es ganz toll, dass ihr versucht viele Sachen innovativ anzugehen und freue mich, dass ihr gleichzeitig der Philosophie, auf die sich alles stützt, treu bleibt, und zwar: Qualität ohne Kompromisse. Mein Rat ist also ein einziger: Bietet weiterhin innovative Lösungen an und genießt dabei, was ihr macht. Diese Reise wird euch jeden Tag belohnen.
Immer mehr, immer besser!
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