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5 Minuten DaF

Immer wieder werden wir im Verlag mit dieser Frage konfrontiert: „Hallo, also ein neuer Schüler von mir will in zwei Monaten in eins der D/A/CH-Länder auswandern und er hat mich gebeten, ihm in dieser kurzen Zeit Grundwissen in Deutsch zu vermitteln, und das mit 2-3 Unterrichtseinheiten pro Woche, was raten Sie mir?“ Da würde Mark Twain wahrscheinlich, der gesagt hat, dass man Englisch in drei Monaten, Französisch in drei Jahren und Deutsch in dreißig Jahren nicht lernen kann, zynisch lachen. 

 

von Vangelis Koukidis

 

 

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5 Minuten DaF BasisdeutschMeine persönliche Antwort als Deutschlehrer ist dann in den meisten Fällen: „Das übernehme ich nicht, vielen Dank für das Interesse“, aber als Vertreter des Verlags muss ich natürlich unsere treuen Kunden so gut wie möglich beraten und bedienen, damit sie dann für sich selbst entscheiden können, ob sie so ein mutiges Vorhaben annehmen oder ablehnen. Wie soll man also bei so einem Fall vorgehen?

Zuerst sollte man feststellen, ob der zeitliche Rahmen fest definiert ist oder nicht. Diese „zwei Monate“ sind am Ende oft doch drei oder vier oder sechs Monate, oder der Lerner findet die Sprache interessant und möchte mehr Zeit darin investieren und so werden aus den drei wöchentlichen Unterrichtseinheiten zum Beispiel fünf.

Dann sollte man untersuchen, was für eine/n Kursteilnehmer٭in man vor sich hat. Die Kriterien sind ziemlich klar:

  1. Hat er/sie schon mal etwas Deutsch gelernt?
  2. Wann nahm er/sie zum letzten Mal an einem organisierten Unterricht teil?
  3. Ist er/sie allgemein lerngewohnt oder nicht?
  4. Welche andere Fremdsprachen spricht er/sie und wie gut?
  5. Wie viel Zeit kann er/sie investieren?
  6. Was will er/sie in Deutschland / Österreich / der Schweiz machen? Arbeiten? Als was?

Hat man die Antworten zu diesen Fragen, dann weiß man ungefähr, wie man das Ganze anpacken soll. Ich nehme drei typische Lernerprofile als Beispiele.

 

A. Der schwierige Fall

Hier hat man mit jemandem zu tun, der kein Traumschüler ist. Fremdsprachen sind nicht seine Stärke, und im Allgemeinen hat er keine gehobene Bildung. Meistens will er kein Deutsch lernen, er muss es aber, weil er sonst für sich im eigenen Land keine Zukunft sieht.

Bei solchen Lernern muss man realistisch handeln. Man hat oft riesige Probleme, die bei den meisten Schülern nicht vorkommen. Ich erinnere mich noch an diesen einen sehr netten, aber sehr schwachen 35-Jährigen, der mich fragte – nachdem ich erklärt hatte, dass wir jetzt über die Verbkonjugation im Präsens sprechen würden – was denn ein Verb sei. Allem Anschein nach fehlten dem Lerner auch in seiner Muttersprache Grammatik- und Syntaxkenntnisse, aber er verstand mehr oder weniger instinktiv wie eine Sprache funktioniert.

In so einem Fall würde ich ein ziemlich einfaches Ziel setzen, das heißt, dass er nach zwei Monaten das absolut Wichtigste, etwa im Bereich A1.1, beherrscht. Als Lehrwerk würde ich etwas ganz, ganz Einfaches nehmen, wie zum Beispiel „Herzlich willkommen!“ von Cornelsen, das für den leichten Einstieg in die deutsche Sprache gedacht ist, und in dem die Fertigkeiten „Hören“ und „Sprechen“ im Fokus stehen. Besonders bei solchen schwierigen Lernern muss man unbedingt mit einem Lehrwerk arbeiten, denn es hilft ihnen den Überblick des Projekts „Deutsch lernen“ zu behalten. Wichtig ist, dass die Lernenden die Grundstrukturen der deutschen Sprache bergreifen und dass sie einen akzeptablen Grundwortschatz aufbauen können. Wenn sie also mit unserer Hilfe eine feste Grundlage erlangen, dann können sie später im deutschsprachigen Land ihre Sprachkenntnisse schnell ausbauen. Natürlich würde ich auf jegliches Grammatikbuch verzichten, obwohl erwachsene Lernende sehr oft danach fragen. Weitere Materialien wären hier auch fehl am Platz, vielleicht würde ich nur mit ein paar Sachen aus dem Alltag arbeiten beispielsweise mit Werbeprospekten, die die Lernenden in ihrem alltäglichen Leben sehr oft antreffen werden.

 

B. Der normale Fall

Das ist ein Lerner, der mittelmäßig gut ist. Kein Genie, aber auch kein schwieriger Fall. Zu dieser Gruppe gehöre wahrscheinlich ich sowie auch die meisten Leute. Mich charakterisieren keine großen Schwierigkeiten beim Sprachenlernen, ich bin aber auch kein einmaliges Talent.

Bei so einem Lerner würde ich mit folgender Taktik vorgehen: mit dem Deutschlernen erstmal im normalen Tempo anfangen und mal sehen, wie weit man kommt. Je nachdem kann man dann den Unterricht entsprechend anpassen. A1 in ein paar Monaten zu schaffen, wäre meistens ein vernünftiges Ziel, vielleicht könnte man auch etwas in Richtung A2.1 arbeiten.

Hier würde ich ein sehr kommunikatives Lehrwerk einsetzen, wie z.B. „Pluspunkt Deutsch – Leben in Deutschland“ von Cornelsen, das zwar nicht exakt für solche Fälle konzipiert wurde, aber es funktioniert ausgezeichnet. „Pluspunkt Deutsch“ ist ein Lehrwerk für Integrationskurse, also wer damit lernt, würde normalerweise direkt nach dem Kurs auf die Straße gehen und Deutsch reden, denn er würde sich in einer deutschsprachigen Umgebung befinden. Genau deswegen sind solche Lehrwerke extrem kommunikativ, weil man die Sprache als Werkzeug nicht nach sechs Monaten, sondern nach sechs Minuten gebrauchen wird. Ein Grammatikbuch ist hier wieder kein Muss, da es aber von erwachsenen Lernenden sehr oft als unverzichtbar gesehen wird, würde ich die „große deutsche Lernergrammatik“ vorschlagen, die alles von null bis C2+ abdeckt und die die Lernenden wie ein Lehrer und nicht wie ein Akademiker „anspricht“. Als Zusatzstoff würde ich Zeitungen und Zeitschriften, YouTube-Videos oder alles, wofür man Zeit findet, einsetzen.

 

C. Der Superlerner-Fall

Ja, den gibt es auch! Und man hat Glück, wenn man so einen findet! Der Fall A muss etwas zehnmal hören, um es zu verstehen, der Fall B muss etwas vielleicht zwei- dreimal hören, um es zu begreifen, der Superlerner muss etwas ein halbes Mal hören und im Nu hat er es im Kopf. Ärzte gehören oft zu dieser Gruppe.

In solchen Fällen hat man eine einfachere Aufgabe zu bewältigen. Diese Lerner٭innen sind wie Maschinen und können das Wissen unglaublich schnell konsumieren, sodass der einzige Gedanke im Kopf der Lehrenden das Interessantbleiben ihres Unterrichts sein soll.

Ich habe in solchen Fällen in letzter Zeit mit „studio [express]“ von Cornelsen gearbeitet, ein wunderbares Expresslehrwerk für erwachsene Anfänger. So habe ich zum Beispiel mit einer jungen Ärztin, die zum ersten Mal mit mir Deutsch lernte, in 34 Online-Treffen die Niveaus A1 bis B1 abgedeckt, also in 34 Einheiten, 34 Treffen á 120 Minuten, eine Einheit pro Treffen gemacht. Sie hat natürlich viel alleine gelernt und sie war sehr, sehr fleißig. So ein Lehrwerk ist perfekt für solche Projekte, man lernt schnell, gut und effizient, und all das, was bei einem Schnellkurs normalerweise zum Teil fehlt, sprich mehr Landeskunde, mehr Wortschatz, mehr Grammatikvertiefung, mehr alltägliche kommunikative Situationen, deckt man entweder in Selbstlernphasen oder kurz darauf in deutschsprachiger Umgebung ab. Was den Zusatzstoff betrifft, da würde ich genauso vorgehen, wie bei Fall B.

 

Das sind also die drei häufigsten Lernerprofile. Alle drei sind interessant und alle drei sind natürlich bewältigbar. Auf jeden Fall muss man sich auf eins konzentrieren: Man weiß, dass man diese Schüler٭innen meistens nicht lange beim Deutschlernen begleiten wird, also muss man wenigstens für richtige Grundlagen sorgen, so dass man dem jeweiligen Lerner einen effektiven ersten Kontakt mit der Sprache sichert. Das bedeutet, niemanden zu über- oder unterschätzen, und den Lernprozess ständig zu adaptieren.

Und noch etwas: oft „wollen“ oder „verlangen“ die Lerner٭innen die eine oder andere didaktische Anpassung, die aber falsch ist, wenn nicht total absurd. Beispielsweise: „Ich will sprechen lernen, aber keine Grammatik lernen müssen“, oder „Ich möchte mich auf meiner neuen Arbeit unbedingt verständigen können, aber ich kann keinen Wortschatz lernen“. Da müssen wir 100% ehrlich und professionell sein und sagen: „Tut mir leid, das geht nicht“. Was didaktisch richtig, möglich oder akzeptabel ist, definieren wir, die Sprachlehrer und -lehrerinnen, nicht der jeweilige Lerner oder sonst irgendjemand anderer. Wenn wir bei solchen elementaren Sachen unsere Prinzipien missachten, dann entfernt sich der Erfolg.

Zum Schluss möchte ich noch etwas erwähnen, worüber wir im Verlag auch oft gefragt werden, und zwar „Ich habe einen Schüler, dem ich gerade Deutsch auf Niveau A1 bzw. A2 beibringe, er möchte aber auch Fachterminologie für seinen Beruf lernen". Bei Anfängern, egal ob sie im normalen oder im schnellen Tempo lernen, ist es überflüssig über Fachterminologie zu sprechen, denn man braucht zuerst Grundkenntnisse in einer Sprache, bevor man sich mit Fachtermini beschäftigen kann. Wie soll man über Architektur, Krankenpflege oder Mechanik sprechen, wenn man keine einfache Frage stellen oder Anweisungen geben kann. Und natürlich bräuchte man dafür auch mehr Zeit, die einem nicht zur Verfügung steht. Dazu kommt noch, dass man selbst als Lehrende/r meistens kein ausreichendes Fachwissen hat, was nachvollziehbar ist, denn man kann schließlich nicht alles wissen. Das was man seinen Schülern٭innen anbieten kann, ist zum Beispiel, dass sie die dreißig, vierzig, fünfzig wichtigsten Wörter für ihre Arbeit sammeln, um dann mit ihnen zusammen diese Termini zu bearbeiten.

Immer mehr, immer besser!

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