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5 Minuten DaF

Kollokationen werden, obwohl sie ständig in der Sprache auftauchen, im DaF/DaZ-Unterricht oft wie ein Randphänomen behandelt. Das sollte sich ändern, denn das Beherrschen von Kollokationen hängt eng mit der sichereren Beherrschung der Sprache im Allgemeinen zusammen.

 

von Jorina Grünewald

 

 

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Die Wortschatzarbeit gilt als zentraler Bestandteil des DaF/DaZ-Unterrichts. Unter dem Lernen von Wortschatz wird jedoch sehr oft das Lernen von Einzelwörtern verstanden: Eine Vokabel in der Zielsprache wird dabei in die Ausgangssprache übersetzt, bei Nomen werden Artikel und Pluralformen dazu gelernt, bei unregelmäßigen Verben das Präteritum und das Perfekt. Das Lernen von Einzelwörtern mit ihren grammatikalischen Besonderheiten hat sicher seine Berechtigung. Doch beim ausschließlichen Lernen von Einzelwörtern wird etwas Wichtiges vergessen, nämlich dass wir nur sehr selten in Einzelwörtern sprechen. Dass Wörter ständig miteinander kombiniert werden, sieht auf den ersten Blick nach einer banalen Erkenntnis aus. Doch beim genauen Hinsehen wird deutlich, dass Lernende gerade beim Kombinieren von Wörtern oft Fehler machen. Das hängt damit zusammen, dass die Kombination von Wörtern nicht so frei ist, wie man annehmen könnte. Zudem ist die Frage, welche Wörter miteinander verbunden werden, eine sprachenspezifische, d. h. eine wortwörtliche Übertragung von einer Sprache in die andere ist nicht immer möglich.  Es lohnt sich also, diese Wortkombinationen – auch bekannt als Kollokationen – genauer unter die Lupe zu nehmen.

5 Minuten DaF Κollokationen

Bei Kollokationen handelt es sich um feste Wortverbindungen, die aus mindestens zwei häufig miteinander auftretenden Wörtern bestehen und die gemeinsam eine semantische Einheit bilden. Kollokationen fallen oft nicht auf, da sie leicht verstanden werden. Das Verstehen eines Satzes wie Ich mache gern Fotos sollte den meisten Lernenden auf A1-Niveau keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Die Schwierigkeit für Fremdsprachenlernende liegt in der Produktion dieser Verbindungen. Fehlerhafte Äußerungen wie „Ich nehme gern Fotos“, zeigen, dass die rezeptive Fähigkeit nicht automatisch dazu führt, Kollokationen auch produktiv korrekt anzuwenden. Eine fehlerhafte Äußerung ist oft auf die Erstsprache oder andere bereits gelernte Fremdsprachen (meistens Englisch) zurückzuführen. Diese möchten nämlich beim Bilden von Wortverbindungen oft mitreden. In manchen Fällen fällt das nicht auf, da in Bezug auf einige Kollokationen eine sogenannte vollständige Äquivalenz besteht, d. h. eine wortwörtliche Übersetzung ist möglich (z. B. Gitarre spielen = παίζω κιθάρα). Oft funktioniert das aber nicht. Dann wird aus einem hohen Alter ein „großes Alter“ (μεγάλη ηλικία) und eine Entscheidung wird nicht mehr getroffen, sondern „genommen“ oder „gemacht“ (παίρνω μία απόφαση / to take/make a decision). Die wortwörtliche Übertragung kann – wenn auch nicht in vielen Fällen – sogar zu Missverständnissen führen. Würde man das Griechische δίνω ένα μάθημα wortwörtlich ins Deutsche übersetzen, würde man plötzlich nicht – wie eigentlich gemeint – eine Prüfung ablegen, sondern einen Unterricht geben, also unterrichten.

Der Sprachvergleich bringt auch das Zusammenspiel von Grammatik und Wortschatz zum Vorschein. In Bezug auf Kollokationen zeigt sich nämlich einmal mehr, dass Wortschatz und Grammatik keine klar voneinander abzugrenzenden Gegenstandbereiche darstellen (siehe dazu auch den Beitrag Stellenwert der Grammatik im modernen DaF-Unterricht). Wenn man bspw. die deutsche Kollokation die Zahl steigt an und die griechische Übersetzung ο αριθμός αυξάνεται vergleicht, wird deutlich, dass das Verb in der deutschen Kollokation im Aktiv steht, während es im griechischen Beispiel im Passiv steht. Die Gegenüberstellung von eine Rolle spielen und παίζει ρόλο macht deutlich, dass es sich in diesem Beispiel nur vermeintlich um eine vollständige Äquivalenz handelt, da die deutsche Kollokation mit Artikel stehen muss, während der Artikel im Griechischen weggelassen wird. Es ließen sich viele weitere Beispiele nennen, denn Kollokationen sind in der Sprache stark vertreten – sowohl in der Alltags- als auch in der Fachsprache.

Trotz des häufigen Auftretens von Kollokationen und deren Fehleranfälligkeit wird ihnen oft nicht die Bedeutung beigemessen, die sie eigentlich verdient hätten. Im Gegensatz zu anderen sprachwissenschaftlichen Termini ist die Kollokation ein Begriff, der – wenn überhaupt – im DaF/DaZ-Unterricht eher am Rande auftaucht. Natürlich werden Kollokationen im DaF/DaZ-Bereich nicht völlig ignoriert. Nomen-Verb-Verbindungen und vor allem Funktionsverbgefüge werden in vielen Lehrwerken berücksichtigt und finden somit sicher auch Eingang in den Unterricht. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Kollokationen nicht immer mit einem Verb in Verbindung stehen. Beispiele wie „scharfe Kritik“, „signifikant hoch“ oder „Aussicht auf Erfolg“ zeigen, dass die Kombination von Wörtern auch andere Wortarten betrifft.

Was bedeuten die beschriebenen Besonderheiten von Kollokationen nun für den DaF/DaZ-Unterricht? Das Wichtigste ist, ein Bewusstsein für Kollokationen zu schaffen. Lernende sollten wissen, dass es feste Wortverbindungen gibt, die wie Vokabeln gelernt werden können. Ihnen sollte klar sein, dass das Verstehen von Kollokationen nicht automatisch zur korrekten Anwendung derselben führt. Diese Bewusstmachung kann schon sehr früh beginnen. Ein Beispiel wie „ein Foto machen“ macht deutlich, dass die Kollokationsarbeit bereits ab dem Niveau A1 möglich ist. In höheren Niveaustufen sollte dann die Auseinandersetzung mit Kollokationen kontinuierlich zunehmen, da das Verwenden von Kollokationen für eine auf diesen Niveaustufen geforderte präzise Ausdrucksweise unabdingbar ist. Da vor allem durch den Sprachvergleich Besonderheiten deutlich werden, sollte man sich auch nicht davor scheuen, in sprachlich homogenen Klassen die Erstsprache der Lernenden bei Erklärungen miteinzubeziehen. Für die Kollokationsarbeit bieten sich besonders gut Texte an, die im Unterricht gelesen oder gehört werden. Wenn Lernende bspw. nach der Bedeutung eines Wortes fragen, kann man als Lehrkraft gleich darauf hinweisen, dass das Wort nicht allein steht, sondern in Verbindung mit einem anderen. Hier bietet es sich auch an, das typische Tafelbild durch eine im Text genannte Kollokation zu ergänzen, z. B.:


der Kontakt,-e
neue Kontakte knüpfen

In jedem beliebigen Text wird man auf Kollokationen stoßen. Weil sie durch den Kontext oft sofort verstanden werden und damit unscheinbar sind, werden sie leicht übersehen. Es lohnt sich, sie für die Lernenden sichtbar zu machen. Beim Schreiben und Sprechen können dann die als Kombination gelernten Verbindungen abgerufen werden. Lernende werden sich auf diese Weise bei der eigenen Sprachproduktion sicherer fühlen.

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